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Pressemitteilung des Passauer Klimacamps am 13. Juni 2021

Klimaaktivist*innen errichten hängendes Klimacamp zur Mobilitätswende über dem Inn

In der Nacht von Samstag (12.6.2021) auf Sonntag (13.6.2021) errichteten Klimagerechtigkeitsaktivist*innen das erste deutsche hängende Klimacamp über einem Fluss, ein so genanntes „Traversenklimacamp“. In einem unter dem Fünferlsteg gespannten Seil über den Inn begaben sich die jungen Menschen in Hängematten und machten mit einem Transparent auf die aktuellen gegen eine Mobilitätswende gerichteten politischen Entwicklungen aufmerksam: „Mobilitätswende für eine klimagerechte Stadt“.

Schon in der vorherigen Nacht hatten Aktivistinnen angefangen, eine Traverse über den Inn zu bauen. Bei einem Zwischenschritt wurden sie allerdings von der Polizei aufgehalten. Dabei übergaben sie das erst provisorisch befestigte Seil in die Obhut der Polizei. Zu jedem Zeitpunkt des Aufbaus wurde die Sicherheit von Beteiligten und Passantinnen gewährleistet.

„Über die nächsten Tage werden wir das Traversenklimacamp zu einem Holzhaus ausbauen“, erklärt Sam Bosch (18). „Wir gehen, wenn Oberbürgermeister Dupper allen Bürger*innen schriftlich zusichert, dass er die Forderungen nach einer Mobilitätswende für eine lebenswerte Stadt erfüllt.“

„Passau ist eine wunderschöne Stadt mit historischen Gebäuden, doch das Leben könnte viel besser sein, wenn Autos nicht kostbaren öffentlichen Raum wegnehmen und die Luft verpesten würden“, erklärt Klimacamperin Juliane Diehl (20) die Aktion.

Wie sich die engagierten Passauer*innen die Mobilitätswende vorstellen, zeigte sich bei der gestrigen Kundgebung auf der Innstraße. Zwischen 17 und 22 Uhr wurde die Innstraße zwischen dem Arbeitsamt und der Einmündung der Nikolastraße für ein Straßenfest gesperrt.

„Mit unserer Kundgebung haben wir gezeigt, dass durch die Mobilitätswende der öffentliche Raum für Fußgängerinnen und Fahrradfahrerinnen zugänglicher und sicherer wird. Kinder haben auf der Straße gespielt und Passantinnen haben sich uns bei Workshops und einem Geigenkonzert angeschlossen. Auch vielen Anwohnerinnen gefiel es, dass vor ihren Fenstern keine Autos mehr Lärm und Abgase produzierten.“, erklärt Mirjam Herrmann (24), Klimacamperin.


FORDERUNGEN AN OBERBÜRGERMEISTER DUPPER

  1. Die Mobilitätswende muss schnell begonnen und stetig umgesetzt werden. Dazu sind ambitionierte Ziele bei der Verkehrsplanung nötig und ihre Umsetzung regelmäßig zu kontrollieren.
  2. Der Kfz-Verkehr in der Stadt soll bis 2025 um 25 % gesenkt und bis 2030 halbiert werden. Dazu müssen die Alternativen Fußwege, Radverkehrsanlagen, öffentlicher Verkehr, Umsteigestationen und Carsharing massiv ausgebaut und gefördert werden. Doch alleine solche „Pull-Maßnahmen“ genügen nicht. Jede Verbesserung der Alternativen muss auch von „Push-Maßnahmen“ begleitet werden, die den Autoverkehr weniger attraktiv machen.
  3. Autofreie Innenstadt: Keine privaten Autos mehr in der Innenstadt. Carsharing kann für die wenigen Wege genutzt werden, für die es keine Alternative gibt. Umsteigestationen auf den öffentlichen Verkehr und Leihfahrräder sorgen für Mobilität auf den letzten Kilometern. Tempo 30 auf allen Straßen sorgt für mehr Verkehrsicherheit. Empfindliche Bereiche wie die Altstadt und Wohngebiete werden auf Schrittgeschwindigkeit begrenzt.
  4. Parkplätze abbauen: Parkplätze auf den Straßen der Stadt, besonders im Stadztzentrum werden aufgelöst. Anwohner:innen können auf private, gemietete Stellplätze und Quartiersgaragen ausweichen. Große Straßen können bei weniger Autoverkehr zurückgebaut, die Fahrstreifen weniger und schmäler werden. Der freie Platz wird für grüne Ruhezonen, zur Verbreiterung von Gehwegen und für mehr Radwege genutzt. Das Leben kann auf die Straßen zurückkehren.
  5. Kostenloser ÖPNV : Um Menschen mit geringem Einkommen eine Teilhabe am Verkehr zu ermöglichen, muss der ÖPNV in Passau kostenlos werden. Für Verbindungen ins Umland sind zumindest günstige Sozialtarife aufzulegen.
  6. Soziale Gerechtigkeit: Straßen und öffentlicher Verkehr müssen barrierefrei umgestaltet werden. Die Subventionierung des Autoverkehrs ist zu beenden. Lenkungswirkung können auch eine Maut für die Durchfahrt durch bestimmte Straßen (z. B. Innstadt) und hohe Parkgebühren entfalten. Das bringt Geld für den weiteren Ausbau von Alternativen.

HINWEIS Das verwendete Traversenmaterial (PP-Splitfilm-Tauwerk mit Durchmesser 14 mm) hält Belastungen von bis zu 3.000 kg stand. „Die Traverse ist verkehrssicher“, so Aktivist Sam Bosch (18).

Pressefotos sind verfügbar unter: https://www.dropbox.com/sh/rjcjvnng9sfkjnu/AACoytFumwAt-XOSOjZZxRqGa?dl=0 (Ordner wird derzeit laufend mit neuen Bildern ergänzt).

Aktuelle Informationen über den Aktionsverlauf gibt Ingo Blechschmidt oder Kim Schulz.

KONTAKT Ingo Blechschmidt (+49 176 95110311) Kim Schulz (+49 15256140116)


Information

Nähere Informationen finden Sie auf

  • unserer Website: https://passau.klimacamp.eu
  • auf Instagram: https://www.instagram.com/klimacamp_passau/
  • auf Twitter: https://twitter.com/KlimacampP/
  • und im Telegram-Kanal: https://t.me/klimacamp_passau

FORDERUNGEN

  1. Klimaschutz sofort!
  2. Nordtangente verhindern!
  3. Mobilitätswende für eine lebenswerte Stadt!
  4. Wald statt Asphalt!
  5. Klimagerechtigkeit! Details: passau.klimacamp.eu/forderungen

FOTOS ZUR FREIEN VERFÜGUNG

Sind auf passau.klimacamp.eu/impressionen zu finden. Die Seite wird regelmäßig aktualisiert.

ÜBER DAS KLIMACAMP

Das Klimacamp wird von Aktivist*innen diverser Klimagerechtigkeitsbewegungen gemeinschaftlich organisiert. Das Klimacamp sieht sich als Teil einer größeren Gemeinschaft von Menschen, die bundesweit Baumbesetzungen und andere Klimacamps ins Leben gerufen haben. Es steht im engen Austausch mit dem Baumhausklimacamp in Ravensburg, das ebenfalls mit SEK-Einsatz geräumt wurde, dann aber auch neu entstand.

Adressat des Protests sind nie Einzelpersonen, sondern die Politik, die Aktivist*innen durch komplettes Versagen in der Klimapolitik zu solch drastischen Schritten zwingt. Das Baumhausklimacamp dient nicht in erster Linie dazu, nur auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, sondern um wirksame und sozial gerechte Klimaschutzmaßnahmen einzufordern. Weitere Details: passau.klimacamp.eu.